FC Südring 1989

Wie wir wurden, was wir sind.

 

 

Und sie sind sich sicher Herr Doktor, dass unser Kind tatsächlich an Krebs erkrankt ist?

Diese Frage stellen in Deutschland jährlich viele tausende von Eltern in Krankenhäusern den behandelnden Ärzten, wenn die schockierende Diagnose feststeht.

 

Wie geht es jetzt weiter?

Ist mein Kind in LEBENSGEFAHR?

Wird es überleben?

Warum unser Kind?

 

Fragen über Fragen, die in den meisten Fällen jedoch keine, oder aber nur sehr schleppend, Antworten finden.

Verzweiflung macht sich breit, die Eltern brauchen Zeit, um zu verstehen, was da gerade für eine apokalyptische Welle auf sie zukommt.

 

Sofortiges Handeln in alle Richtungen ist meistens erforderlich.

Klare Gedanken müssen an Majorität gewinnen.

Das eigene Ich in den Hintergrund gestellt werden.

Tagesabläufe ändern sich ruckartig und brutal.

 

Nur noch eine Sache zählt…………….unser krankes Kind!

 

Die Behandlung geht in die Anfangsphase.

Erste Sofortmaßnahmen.

Medikamente, Chemotherapie, Untersuchungen und immer wieder die Ungewissheit, was wird?

Schnelles Ende?

Lange Behandlung……… und doch war der Kampf vergebens?

Oder großes Opfer und am Ende aus dem schier kleinen Licht am Ende des Tunnels doch helles Lebenslicht und Gesundheit?

 

Gott danken, oder seine Existenz verleugnen, aus der tiefen Verzweiflung, alles verlieren zu können?

 

Nebenkriegsschauplätze entstehen.

Ehen kriseln. Geschwisterkinder geraten zur „Nebensache“ Der eigene Körper wird krank, weil die Drehzahl unkontrollierbar hoch ist.

Ist es das wert?

 

Wir sind doch fast 8 Milliarden Menschen auf dieser Welt. Tendenz steigend.

Kommt es da wirklich auf eben diesen „EINEN“ an.

Gott hat jedem von uns eine einmalige DNA und ebenso einzigartige Fingerabdrücke gegeben.

   

Aber nicht nur dieses Alleinstellungsmerkmal macht jeden von uns so einzigartig!

Keinen Mensch gibt es ein zweites Mal. Nur das jetzt zählt, um die Einzigartigkeit zu erhalten.

 

Kämpft jeder einzelne von uns nicht manchmal wegen sooo nebensächlicher Dinge fast den Kampf seines des Lebens, um Unbedeutendes zu erhalten?

Deshalb ist, ohne Wenn und Aber, nur eine Antwort richtig, wenn die dazugehörige Frage auftaucht, ob man um das Lebens dieses einzelnen Kindes kämpft, nämlich JA, kämpfe um dieses, unser Kind.

  

Von tausend Kindern in Deutschland werden durchschnittlich in den ersten Jahren ihres Lebens ca. 3% an Krebs erkranken.

Aus allen Schichten unserer Gesellschaft, denn so wie wir am Anfang alle nackt auf die Welt kommen, sind wir auch alle gleich, wenn der Krebs „sucht“

 

Kommen wir zur Frage, wer ist nach der Diagnose eigentlich am Schlimmsten betroffen?

Das kranke Kind, die Eltern, oder vielleicht doch die Geschwister?

Alle sind gleich stark, nur unterschiedlich in den Auswirkungen betroffen.

 

Krankheit ist keine Frage von Schuld, sie kommt einfach so. Nicht um zu bestrafen.

Warum dann?

Nun, da gibt es sicherlich ein großes Heer an Antworten, Spekulationen und Möglichkeiten.

Aber alle immer nur mutmaßend.

 

Wem aber geht es dabei weiterhin gut?

Den Außenstehenden.

 

Denen, die weiterhin auf der Sonnenseite stehen dürfen und die zum Glück nicht heimgesucht wurden.

Weiterhin sprechen wir nicht von Schuld oder Unschuld.

Puuuhh, Glück gehabt, dieser Kelch ging an mir vorüber……………..

War´s das?

Wie geht man mit dem, was um einen herum geschieht um?

 

Jetzt kommen wir, der FCS, ein wenig ins Geschehen.

 

Der FC Südring 1989 ist namentlich eher rein zufällig, jedoch physisch gewollt entstanden.

Weil auf der einen Seite eine Handballtruppe personell zu scheitern drohte, auf der anderen aber ein paar Fußballer gut aufgestellt waren, wurde die Symbiose Hand- Fußball geschmiedet.

Zum Schluss und das bis zum heutigen Tage, behielt der Männersport Nr. 1 die Oberhand.

Aus dieser Zufallsbegegnung wuchs ein kleiner, nicht zu definierender, Spross.

Weil unbeschwert agierend und sorgenfrei in den Tag lebend, dies für die meisten von uns das Tagesmotto war, genossen wir es einfach als Gott gegeben.

 

Wettkampf, sich mit anderen messen und zeigen was man hat und was man kann.

Trainiert hatten wir genug, geschult schienen wir zu sein.

Wir luden uns Gäste ein.

Am Ende hatten wir den von uns selbst ausgelobten Pott in den Händen (daaa ist das Ding!) somit das Turnier gewonnen.

Stolz wie Oskar.

Und einen netten Nebeneffekt hatte die Sache auch noch.

  

Unsere Gäste hatten uns 400,- DM in die Kasse gebracht.

Was macht man damit?

Alles hatten wir bedacht…

Der bei Bösewichten so unbeliebte Kommissar Zufall nahm uns an die Hand und zeigte uns die Lösung.

Die Gesunden helfen den Kranken. So in etwa will uns es die Bibel ja auch lehren.

 

1987 hatte sich in Kassel der Verein für krebskranke Kinder Kassel e.V.

gegründet.

Wir nahmen Kontakt auf und wurden mit offenen Armen empfangen.

Viiieerhundert DM wollt ihr uns spenden!? Ja, das wollen wir.

Der Betrag war für die Verantwortlichen gemessen an den sonstigen Spenden „groß“.

 

Je mehr sich an einer Sache erfreuen, um so schöner ist es.

Sogleich wurde uns auch vermittelt, für was man das Geld verwenden würde.

 

Nicht beabsichtigt stolperten wir da in etwas rein.

Wenn wir schon unbewusst helfen konnten, was wäre dann, wenn………

 

Das Wenn haben wir ein Jahr später, 1990, einfach mal ausprobiert.

650,- DM.

Und was ist, wenn man sich mal umguckt , wie andere das so machen!?

 

Ergebnis war bei null, denn es gab weit und breit keine ANDEREN, die so etwas machten.

Der FC Südring 1989 stand mit dem Motto „Fußballer helfen kranken Kindern“ völlig allein da.

Wir waren Pioniere.

Sollte uns das freuen?

Am Anfang tat es das. Doch da wir denkende Menschen waren und sind, tauchte zwangsläufig die Frage auf WARUM?

Warum sind wir weit und breit die einzigen Sportler, die für Kinder aus der Region den Sport mit dem Spenden sammeln verbinden?

Bei der einen oder anderen Recherche stießen wir auf teilweise sehr ernüchternde Tatsachen.

Für was auf der einen Seite Milliarden von (damals noch) DM „verbrannt“ wurden, war pervers. Und dass das dann noch zu Konsequenzen führte, die tragisch waren, dass ließ uns wütend werden.

  

1991 bis 1994 blieben wir noch Indoor.

Stetig wuchs mit neuen Ideen auch die Spendensumme.

Sponsoring und Turnierzeitung kamen hinzu.

1994, zum letzten Mal in der Halle, überwiesen wir unseren Freunden vom Kinderkrebsverein stattliche 4.000,- DM

 

1995 dann unser erstes Outdoor Kleinfeldfußballturnier.

Mit acht Mannschaften ging es los.

6.000,- DM, wooowwww, das war ein Erfolg.

 

Da wir aber sahen, dass wir immer nur einen Tropfen auf den heißen Stein spendeten, war die Überlegung nicht weit, wie wir uns selbst übertreffen können.

Kooperative?

Die TSG Sandershausen, auf deren Geläuf wir eine neue Spielstätte für

unsere Veranstaltung gefunden hatten, liebäugelte im gegenseitigen Einvernehmen

mit uns.

  

Es klappte. Es klappte sogar sehr gut und es klappt bis heute.

Modifizieren!!

Bingo, Volltreffer.

1996 zehn Mannschaften und 11.111,- DM Spende.

Die Presse hatte an uns und unserem Tun Gefallen gefunden.

Sie berichtete. Nun auch von Spendenübergaben und mit kleinen Berichten, wie sich der FCS entwickelte.

Ab dem Jahr 2000 konnten wir unsere Sponsoren noch stärker davon überzeugen, dass mehr Geld benötigt wird.

Wir wuchsen. Aber nur so sehr, dass nichts außer Kontrolle geriet.

Sehr genau haben wir damals und auch heute noch hingeschaut, wenn Außenstehende bei uns agieren wollten.

Nichts, auch nicht die kleinste Kleinigkeit, haben wir uns aus den Händen nehmen lassen.

 

Das war schon ab und an verlockend evtl. andere mit organisieren zu lassen, aber es regte sich in uns etwas, dass dagegen sprach.

Integer sein.

Lieber etwas weniger, dafür aufrecht und ehrlich im Gang.

Eine große Brauerei wollte uns die Idee für jährlich 5.000,- DM abkaufen, wir sollten unser FC Südring Pokalturnier nach ihr benennen.

Verkaufe dein Herz nicht und ersetze es durch (beim Kohlen Munk Peter ist es ein Stein) Geld.

2005 kickten wir mit zum ersten Mal 12 Mannschaften.

14.000,- Euro (die neue Währung war da).

In den nächsten vier Jahren blieben wir kontinuierlich bei 12 Mannschaften und der immer größer werdenden Spendensumme. Durchschnittlich 20.000,- €

Inzwischen spendeten wir auch an die Frühgeborenstation des Klinikums Kassel.

Wir bekamen sehr gute Einblicke in das Tagesgeschehen einer Kinderkrebsstation.

Wir sahen, was aus unserem Geld wird.

Wir fühlten uns dabei gut, aber nicht überheblich.

Wir sahen einen sinnvollen Weg, den wir bisher schon hinter uns gebracht hatten, den wir aber ohne eine Angabe von einem Ziel weiter begehen wollen.

2010 fiel unser Turnier aus.

Doppelt motiviert ging es 2011 wieder ins Rennen.

Und das mit einem Paukenschlag.

26.000,- Euro.

2012 - 2015 gingen wir mit nun 15 Mannschaften an den Start. Immer über 20.000,- €

Immer noch bescheiden, dürfen wir aktuell aber nichtsdestotrotz konstatieren, dass wir die Urväter der Idee „Fußballer helfen kranken Kindern“ sind.

Das wir das größte karitative Kleinfeldfußballturnier in Hessen sind.

Das wir Geld- und Sachspenden von über 500.000,- Euro gesammelt und zur Verfügung gestellt haben.

Und das wir trotz der einen oder anderen Widrigkeit die Stehaufmännchenqualitäten besitzen, die erforderlich sind, dass man sich gegen Neid, Missgunst, Häme und Spott immer wieder motiviert weiter zu machen.

Mitleid bekommt man geschenkt, Neid muss man sich erarbeiten.

2015 konnten wir 22.000 Euro spenden.

Es ist nicht leichter geworden, dass man trotz unseres guten Rufes, den Menschen vermitteln kann uns zu unterstützen.

Die Spender helfen uns, dass wir spenden können. Und das auch weiterhin wollen/müssen.

Auch heutzutage, 27 Jahren nach Gründung, werden immer noch zig Milliarden von Euro verbrannt (siehe Flughafen Calden oder das Milliardengrab am

Berliner Flughafen), die an anderer Stelle nicht nur gebraucht, nein,

auch viel sinnvoller eingesetzt werden könnten.

  

Leider ist auch unsere Wut auf die Entscheidungsträger nicht gerade kleiner geworden.

Die nutzen das „Gewissen“ von uns christlich denkenden Menschen schamlos aus.

Die vielen Menschen hier in Deutschland, die sich nicht abgesprochen in solidarischem Gleichschritt der Probleme annehmen, die unsere politischen „Blinden“ nicht sehen wollen, ist glücklicherweise stark.

Und trotzdem muss man die für viele unpopuläre Frage stellen, warum wir als „Bettler“ agieren müssen, damit Kinder unter anderem menschenwürdig ihre letzten Tage erleben.

Selbstverständlich wollen wir alle nach unseren demokratischen Grundwerten leben und handeln.

Doch aus diesen vielen offensichtlichen falschen Weichenstellungen ist immer wieder die Vermutung räumlich fast zu greifen, dass unsere politische Elite Entfernungsprobleme zur Realität hat.

Auch wenn bei diesen Vorwürfen immer wieder bekundet wird, dass man selbstverständlich nur und nur für die Menschen und die Kinder ganz besonders, Politik macht.

 

Blender und mehr als man manchmal glauben will, steht Korruption und egomanisches Verhalten im Vordergrund und gehört wie gegeben zum Alltag.

 

Was tun?

 

Weiterhin an sich und die gute Sache glauben und mit vielen Worten immer wieder versuchen andere mit ins Boot zu holen.

Ins Boot, dass nicht etwas dahin dümpelt, nein, es muss sich in voller Fahrt befinden und dabei alles mitreißen, was positive Effekte entwickelt.

Wir wollen und werden nicht aufhören zu nerven und immer wieder mit den Fingern auf die zeigen, die sich als Sozialblinde an denen versündigen, die leicht geholfen bekommen könnten.

Aufwieglerisch, laut und anklagend soll unser Motto sein.

Viel zu viele Menschen haben mehr als sie brauchen. Davon sollten sie sich helfend trennen, um unter anderem Kindern ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern.

 

Unsere Chronik hat damit angefangen, dass wir die ins Rampenlicht gestellt haben, die oft genug ohne Lobby ihr Schicksal in Schmerzen hinnehmen müssen. Selbst sind sie und ihre Angehörigen wenig bis gar nicht in der Lage die Situation abzufedern.

 

Uns, dem FC Südring 1989, aber soll es weiterhin Thema Nr. 1 sein und bleiben, dass wir kombinierend helfen wollen.

Chronisch soll es sein.

 

Und wenn sie lieber Mitmensch nun vom Leser zum interessierten Helfer und Spender werden wollen, dann ist das ein sicherlich guter Entschluss.

Das uns allen nur eine geschenkte Leben muss zu mehr da sein, als das wir gedankenverloren umherirren.

 

Erinnern wir uns deshalb an Willy Brandt, der bei der Verleihung des

Friedensnobelpreises sagte: Fangt an zu helfen, bevor es zu spät ist zu bereuen.

 

Helfen bleibt weiterhin unser Hobby, macht ihr mit?

 

Wie wir wurden was wir sind, ist wohl nun nicht mehr als Frage, sondern eher als anstoßender Hinweis zu sehen.